Ein paar Tage ist es her, als ich auf Instagram offen legte, dass auch ich schlechte Tage habe. Da sind Tage, an denen ich kaum Kraft für Sport habe. Diese Erschöpfung kommt von schlaflosen Nächten, in denen ich mir den Kopf zerbreche, wie es weiter gehen soll. Wie schaffe ich es, am nächsten Tag zu überzeugen? Reicht das Geld diesen für die laufenden Fixkosten aus? Vielleicht sollte ich mich doch mehr um meine Freunde kümmern. Und außerdem – deine Ernährung leidet unter diesem Stress ebenso. Ein starke Frau, die Menschen dazu inspiriert, innere Stärke zu entwickeln, sollte solche Dinge leicht unter den Hut bekommen. Achso?
Ich denke nicht.
Wie viel Zeit verbringst du auf Instagram?
Wie oft schaust du dir das scheinbar perfekte Leben anderer Menschen an?
Und wie sehr bist du im Anschluss darüber enttäuscht, dass du ein nicht so ideales Leben führst?
Als ich mich vor zwei Tagen offenbart habe, erreichten mich so unendlich viele Nachrichten. In der Instagram Story erzählt ich davon, dass ich mich ab und an müde und ausgelaugt fühle. In dieser Situation gebe ich meinem Körper das, das er braucht, um wieder Kraft zu schöpfen. Sauna, gesundes Essen, Natur, Musik und meine liebsten Menschen – dadurch schöpfe ich Kraft.
Instagram zeigt nicht, wer wir wirklich sind. Instagram zeigt nur, wie Menschen gerne sein wollen würde. Das, das diese App so gefährlich macht ist, dass Menschen die sie befüllen nur das posten können, das sie für richtig halten. Nur selten sehen wir, wie mühsam es ist, ein Ziel zu erreichen. Niemand postet gerne einen Beitrag und erzählt davon, wie groß die Geldsorgen bei der Gründung eines Unternehmens sind. Mütter teilen uns nur selten die Situationen mit, in welchen sie hilflos und verzweifelt sind, weil ihr Baby nächtelang heult.
Immer mehr junge Menschen leiden unter diesem Druck. Dieser Druck macht krank und kann zu Depressionen und Burnout führen. Mittlerweile leidet in Österreich jeder zehnte an Depressionen. Noch ist nicht klar, ob Soziale Medien tatsächlich zu diesem Krankheitsbild führen können. Forscher glauben jedoch, dass Depressionen im Jahr 2020 zum zweithäufigsten wiederkehrenden Krankheitsbild gehören wird.
In unserer Gesellschaft ist Schwäche nicht erwünscht. Wir müssen funktionieren. In allem der oder die Beste sein.
[vc_column width="1/2"]Ein straffer Körper wird mit Disziplin assoziiert. Besitzt du keinen, bist du faul.
Aber, niemand weiß, dass du deine Zeit lieber in etwas anderes investierst, das dich erfüllt.[/vc_column]
[vc_column width="1/2"]Ein luxuriöses Auto zeigt, dass du erfolgreich bist. Besitzt du keines, hast du versagt.
Aber, niemand weiß, dass du das Geld, das du verdienst, lieber in deine Ausbildung, deine Kinder oder deine Selbstständigkeit investierst.[/vc_column]
[vc_column width="1/2"]Ein lachendes Kind in einem sauber aufgeräumten Kinderzimmer zeigt, dass du eine perfekte Mutter oder ein perfekter Vater bist. Zeigst du, dass das Zimmer deines Kindes unordentlich ist, bist du gescheitert.
Aber, niemand weiß, dass du vor ein paar Minuten aus der Küche gekommen bist, weil du frisch für dein Kind gekocht hast, sodass es keine Fertigprodukte essen muss.[/vc_column]
[vc_column width="1/2"]Ein teurer Urlaub am anderen Ende der Welt zeigt, dass du dich finanziell frei gemacht hast. Erzählst du davon, am Campingplatz am See Urlaub zu machen, hast du nicht verstanden, dass es darum geht, die Welt zu bereisen.
Aber, niemand weiß, dass du mit dem Campingplatz Kindheitserinnerung verbindest, die dich noch heute erfüllen.[/vc_column]
Auf Instagram ist es nur sehr selten so, wie es scheint. Da draußen gibt es unzählige junge Menschen, die sich durch diese App unter Druck setzen lassen. Dies kann zu psychischen Erkrankungen führen, die irgendwann auch dazu führen könnten, dass sich diese jungen Menschen das Leben nehmen.
Jeder kann jederzeit mit Depressionen konfrontiert werden:
Der Unterschied zu einem kurzen Stimmungstief zu einer Depression ist, dass eine solche über Wochen und Monate anhält.
Zudem kommen folgende Symptome:
- Konzentrationsstörungen, Entscheidungsunfähigkeit
- Unfähigkeit, Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen
- Appetitstörungen, rapide Gewichtszunahme oder Gewichtsverlust
- Schlafstörungen, wie frühes Erwachen oder stark gesteigertes Schlafbedürfnis
- Verlangsamte Motorik und Kommunikation
- Auftreten von Schuld- und Minderwertigkeitsgefühlen
- Müdigkeit und Energiemangel
- Gefühle von Traurigkeit, Schuld und Wertlosigkeit oder Hilflosigkeit
- Selbstmordgedanken, Innere Leere
- Interesse an früheren Hobbys geht verloren
- Denkblockaden
Falls du dich bei manchen Symptomen wieder findest, fordere ich dir auf dir professionelle Hilfe zu holen. Du sollst wissen, dass du mit diesen Gedanken und Gefühlen nicht alleine bist. Am Ende kämpfen wir alle damit, in einer Welt, in der Perfektionismus den höchsten Stellenwert hat, zu genügen.
Du bist genug.
Deine Tina
Danke Patrick Steiner für die Fotos und deine Bereitschaft als Fotograf, der Welt zu zeigen, dass es auch eine unbearbeitete Seite gibt.